Manchmal passt Reisen nicht in den aktuellen Kurvenverlauf des eigenen Lebens. Neuer Job, neue Stadt, Familienzuwachs, finanzielle Engpässe: Es gibt viele Gründe, warum vor Ort bleiben ab und zu wichtig sein kann.
Und dann gibt es Situationen, da könnte man zwar wegfahren, aber der Sinn erschließt sich nicht. Zuhause scheint die Sonne (oder es ist Weihnachtszauberzeit), die Koffer stehen zu weit oben auf dem Dachboden und die Zahl der möglichen Ziele ist unbegrenzt. Warum also das Sofa gegen ein Moskitonetz in einem unbekannten heißen Land eintauschen? In diesen Momenten hat das Fernweh bereits angefangen zu nagen, aber noch ist der Zeitpunkt nicht gekommen.
Die folgende Liste mit Reisefilmen eignet sich für beide Lebenslagen: also für die, in der man nicht wegfahren kann und sich ein bisschen Fremde ins Wohnzimmer holen möchte. Und für die Momente, in denen es nur eine kleine Portion Extra-Motivation braucht, um dann doch die Koffer zu packen. Oder vielleicht etwas ganz anderes zu tun.
Platz 1 - WEIT.
Dieser Film beschäftigt. Bewegt. Hinterfragt. Die eigenen Gewohnheiten und die Zukunftspläne, die man sich bis dato gemacht hat. Und das auch bei Menschen, denen nichts ferner liegt, als eine Weltreise per Anhalter. Gwen und Patrick machen sich auf, um die Welt zu erkunden. Nach 3 Jahren und 110 Tagen und 96.707 km kehren sie zurück. Ohne einmal geflogen zu sein. Ihr Ziel: Mit möglichst wenig auskommen. Und mit allen Sinnen erleben.
Eigentlich war der Film, der faktisch nicht mehr ist als eine mit der Handkamera gedrehte Reisedokumentation, als Präsentation für Familie und Freunde geplant. Mittlerweile hat er schon über 100.000 Menschen deutschlandweit in die Kinos gelockt. Und das vollkommen zurecht. Es ist einer der schönsten Filme der vergangenen Jahre (und ich will jetzt unbedingt nach Georgien).
Dass Reisen stets auch einen Weg ins eigene Innere bedeutet, zeigt Wild recht eindrucksvoll. Nach dem Verlust der Mutter, einer gescheiterten Ehe und Drogenproblemen entschließt sich die Protagonistin den Pacific Crest Trail im Westen der U.S.A. zu wandern. Alleine und mit jeder Menge Ahnungslosigkeit im Gepäck. Entsprechend tief sind die inneren und äußeren Täler, in die Cheryl (Reese Witherspoon) auf ihrer ca. 1600 km langen Wanderung blickt. Und entsprechend groß ihre Erfolgserlebnisse, bei der man sie als Zuschauer begleitet. Tolle Naturaufnahmen und meditativer Wanderflair garantiert. Der Film basiert übrigens auf dem autobiografischen Buch von Cheryl Strayed.
Platz 3 - Lunchbox
Zu Indien habe ich ein zwiegespaltenes Verhältnis. Seltsam faszinierend finde ich dieses Land. Und doch weiß ich, dass ich - zumindest in absehbarer Zeit - nicht dorthin reisen möchte. Zu laut. Zu extrem. Zumindest für meine Sinne. Umso schöner, dass mir "Lunchbox" Indien dann doch irgendwie näher bringen konnte. Das sympathische Chaos, Humor und Essen sind in diesem Film vereint, ohne dass man tausende von Kilometern fliegen muss. Es ist ein leichter Film, keine schwere Kost. Dementsprechend lässt er manchmal an Tiefe vermissen. Aber als leckere Kostprobe für eine andere, bunte Welt ist er bestens geeignet.
Der Plot: Ila kocht jeden Tag für ihren Mann eine Lunchbox, die mit dem traditionellen indischen Transportsystem ins Büro ihres Mannes gebracht wird. Und obwohl dieses System nahezu fehlerfrei funktioniert (für Europäer jenseits der Vorstellungskraft), landet Ilas Lunchbox nicht bei ihrem Mann, sondern bei dem Witwer Sajaan Fernandes, der sich über die kulinarischen Köstlchkeiten freut. Ein Briefwechsel beginnt und die Dinge nehmen ihren Lauf.