1) Tanze!
In Brasilien gewesen zu sein, ohne getanzt zu haben, ist ungefähr so, als würde man nach Italien fahren und dabei keine Pasta essen. Während man in Deutschland auffällt, wenn man als erster das Tanzparkett betritt, ist es in Brasilien - zumindest im Nordosten - genau anders herum: Der sichere Weg um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ist es, als letzter das Tanzbein zu schwingen. Also keine Angst, einfach die Augen schließen und die Hüften im Takt wippen. Ein Crashkurs Samba oder Forró hilft, Berührungsängste zu überwinden. Wer zum Tanz aufgefordert wird, sollte die Gelegenheit beim Schopf ergreifen. Zu Samba-Livemusik zu tanzen, ist ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt. Sehr wahrscheinlich wird der Tanzpartner einem dabei ungewohnt nahe kommen. Das ist Teil der Choreographie und kein Abschleppversuch, zumindest nicht zwangsläufig. Und wer mal eine Pause braucht von Hüfte an Hüfte, kann einfach ein kurzes Solo einlegen. Laut Skript wird der Tanzpartner auf die Knie gehen und einem die Bühne überlassen.
2) Landesgrösse
Brasilien ist groß. Flächenmäßig größer als die U.S.A. Das bedeutet für die Praxis im Alltag, dass man für eine Teilstrecke so lang wie der Bruchteil eines kleinen Fingernagels auf der Landkarte gut und gerne sieben Stunden auf dem Landweg benötigt. Vorausgesetzt die Straßen sind in gutem Zustand, im tiefen Inneren des Landes kann es auch noch länger dauern. Es gibt viele verschieden Klima-, Vegetations- und Zeitzonen. Wer nur einige Wochen Zeit hat, sollte sich begrenzen. Amazonas und Südbrasilien in 2 Wochen? Wohl eher nicht. Falls es doch mal schnell gehen muss - günstige Flugverbindungen quer durchs Land gibt es bei der brasilianischen Günstigfluglinie gol. Ansonsten sind - wie in ganz Lateinamerika - Überlandbusse ein häufig genutztes Mittel, um von A nach B zukommen.
3) Flipflops
Wer ins Land der Havaianas fährt, sollte keine Flip Flops im Koffer haben. Schließlich hat ein Athenreisender auch keine Eulen im Gepäck. Den brasilianischen Exportschlager gibt es in vielen Supermärkten oder Sportgeschäften in allen Formen und Farben zu einem Bruchteil des deutschen Preises. Zu Beginn waren die Schuhe aufgrund des niedrigen Preises und ihrer Robustheit hauptsächlich in den Favelas beliebt. Heute gehören sie zum brasilianischen Lebensgefühl und sind an allen trendbewussten Füßen zu finden. Dank ihrer Beliebtheit gelten sie mittlerweile in vielen Situationen als salonfähig. Bei einem Restaurantbesuch, im Berufsleben oder bei formalen Anlässen sollte die Wahl jedoch auf geschlossenes oder festes Schuhwerk fallen.
4) Candomblé
Candomblé ist eine afro-brasilianische Religion, die Glaubenselemente der westafrikanischen Yoruba, Fon, Bantu und der römisch-katholischen Kirche miteinander verbindet. Der Candomblé-Glaube hat seinen Anfang bei den afrikanischen Sklaven, die nach Brasilien gebracht wurden. Heute handelt es sich um eine in Brasilien verbreitete und auch anerkannte Religion mit eigenen Ritualen und Tempeln. Allmächtiger Gott ist Olurun, der nicht direkt verehrt wird, sondern meist über eine der 17 Orixás. Sie vermitteln zwischen Olurun und der menschlichen Welt. Jede Orixá hat eigene Symbole, Farben und Vorlieben, die bei der Gabe von Geschenken und Opfergaben berücksichtigt werden. Wer die Möglichkeit hat, eine Candomblé-Zeremonie zu besuchen oder der Neujahrszeremonie zugunsten der Göttin der Meere (Iemanja) in Rio de Janeiro beizuwohnen, sollte diesen Moment nicht vorbei ziehen lassen.
5) Portugiesisch, Spanisch oder Portuñol
Wer sich auf den Weg nach Lateinamerika macht und dabei eine neue Sprache lernt, wählt in den meisten Fällen Spanisch. Für brasilianisches Portugiesisch bleibt oft keine Zeit, auch wenn die Route durchs Land führt. Die gute Nachricht ist, Spanisch tut es für den Anfang auch. Die meisten Brasilianer werden sich bereitwillig ihren akkustischen Weg durch eine Mischung aus Spanisch und Portugiesisch (Portuñol) bahnen. Wer die Zeit hat oder vielleicht nur durch Brasilien reist, dem empfehle ich einen Sprachkurs Portugiesisch. Es hilft, Kontakte aufzubauen, zu verstehen und genau dorthin zu gelangen, wo andere nicht hinkommen.
6) NATUR
Brasilien ist in Europa vor allen Dingen bekannt für seine Megastädte Rio de Janeiro oder Sao Paolo. Dabei hat das Land spektakuläre (!) Naturerlebnisse im Angebot, die man auf keinen Fall links liegen lassen sollte. Wer die Zeit hat, sollte unbedingt eine Wanderung in einem inländischen Nationalpark wie z. B. der Chapada Diamantina wagen (am besten unter kundiger Führung, das Wanderwegesystem ist nicht zuverlässig ausgebaut). Ein Ausflug in den Amazonas, Wildlife im Pantanal, die Iguacu-Wasserfälle, der Besuch einer unberührten Tropeninsel oder ein Ausflug die Wüste sind nur einige der wenigen Alternativen, die man in diesem Land der Superlative unternehmen kann.
7) Essen
Das Essen in Brasilien ist nicht immer köstlich. Besonders die warm gehaltenen Mittagsbuffets, in denen man auf die Schnelle und günstig essen kann, schmecken, wenn man sich nicht gerade in einem angesagten, vegetarischen Bistro befindet, irgendwie fad. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man mit ein bisschen Mut zum Unbekannten in Brasilien durchaus Ferien der kulinarischen Extravaganz verbringen kann. Eine unbekannte, tropische Frucht sollte auf einer Reise durch Brasilien jeder probiert haben. Da der Platz nicht reichen würde, um alles Leckere zu listen, was ich in sechs Wochen Brasilien verputzt habe, kommen hier nur die Highlights meiner Lieblingsgerichte und -getränke:
a) Moqueca de Camarão - nordostbrasilianischer Krabbeneintopf mit Kokosmilch
b) Acaí - brasilianischer Nationalsnack. Lilafarbenes Püree aus der Acaífrucht, wird mit Müsli oder Banane serviert. Auch am Strand zu haben.
c) Pudim de coco - Pudding aus Kokosmilch
d) Vitamina de abacate - Süßer Milchschake mit Avocado
e) Pão de quiejo - kleiner Käsebällchen, warm zum Frühstück oder als Snack serviert.
f) Áqua de coco - Klares Fruchtwasser der grünen Kokosnuss, wird direkt aus der Frucht getrunken. Quasi überall erhältlich.
g) Suco de limão oder Suco de Maracujá - herrlich erfrischend, zuhause so garantiert nicht zu bekommen
8) Don't panic
Das in Deutschland medial vermittelte Brasilien kennt häufig nur drei Seiten: ausgelassene Menschen, die zum Karneval knapp bekleideten Frauen zujubeln, eine fussballbegeisterte Nation oder das Leben in der Favela, dominiert von Waffen, Drogen und Gewalt. Wer also nicht zum Karneval oder zur WM nach Brasilien fährt, bekommt früher oder später Zweifel. Ist man lebensmüde, Urlaub in der Favela zu machen? Natürlich nicht. Denn niemand, der nach Brasilien fährt, macht Urlaub in der Favela. (Es sei denn, man möchte es so haben. Favela-Hostels sind ein Phänomen, das sich seit einigen Jahren immer mehr Beliebtheit erfreut. Persönlich habe ich keine Erfahrung damit.)
Favelas sind klar abgegrenzte, erkennbare Bereiche, in die man sich nicht per Zufall verläuft. Für die restlichen Stadtbezirke gilt: Wer auf sich achtet, keine teuren Uhren oder Schmuck trägt, den Menschen mit Respekt begegnet und nachts (und in manchen Gegenden auch tagsüber) keine unbelebten oder unbeleuchteten Straßen entlang schlendert, hat gute Chancen, einen friedlichen und wunderbaren Urlaub zu verbringen. Klar ist: Gesunder Menschenverstand, Wachsamkeit und das Einholen von Informationen sind gefragt. Paranoia und Panik dürfen getrost zuhause bleiben. Das sage ich, nachdem ich als Frau vier Wochen alleine im Nordosten Brasiliens war und mich zu Beginn meiner Reise nach Sonnenuntergang nicht mehr aus dem Haus getraut habe.
Wer Pause vom Großstadtdschungel und von Sicherheitsfragen sucht, kann eine Insel oder eine ländlichere Gegend besuchen. Dort entspannt sich die Lage in der Regel merklich. Meine Erfahrung ist, der beste Schutz in Lateinamerika sind Grundkenntnisse der Landessprache (siehe Punkt 5). Sie geben die Möglichkeit, mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu kommen, vermitteln Sympathie und stärken das eigene Verständnis für Situationen. Weitere Tipps gibt es auf Travelbook.